Ziele werden nicht automatisch erreicht, und eine Strategie nicht ohne weiteres umgesetzt. Selbst die beste Strategie braucht überlegtes Handeln, um sie zur Realität werden zu lassen.
Strategieentwicklung ist nicht das Problem. Wir sind gut mit Strategie-Workshops, interessanten Diskussionen, Post-It Canvas und Slide-Decks. Es fehlt nicht an Möglichkeiten, Einsichten, und Ideen. Der Strategie-Tag wird terminiert, die Teilnehmer eingeladen, und am Ende steht die aktualisierte Strategie. Das können wir!
Doch danach wird es mau.
Für die Teams wird eine 60-minütige Präsentation vorbereitet. Mit allen wichtigen Infos zur Strategie und deren geplanter Umsetzung. Fragen im Anschluss gibt es keine, nur ein paar wenige kritische Kommentare von den üblichen Verdächtigen.
Wenn sich die Kommunikation der Strategie darauf beschränkt, wird die fehlende Umsetzung nicht lange auf sich warten lassen. Der Strategievortrag wird ohne Einfluss bleiben, weil das Tagesgeschäft zu weit weg ist. Auf strategischer Flughöhe mögen alle zustimmen, doch auf Arbeitsebene bleiben die Auswirkungen ungeklärt.
Die Strategie mag gut definiert sein. Aber zur Umsetzung kommt es so nicht.
Es ist schwierig die Verbindung zwischen dem schönen Slide-Deck aus dem Strategie-Workshop und dem Alltag zu sehen. Wenn ein Kunde nach einem Angebot bis Ende der Woche fragt, dann wird er eins bekommen. Oder?
Strategie und Alltag sind auf unterschiedlichen Flughöhen und haben unterschiedliche Dringlichkeiten. Strategisch gesehen geht es um langfristige Entwicklungen auf großer Skala. Was ist schon ein halbes Jahr? Im Alltag dagegen geht es um Tage oder Stunden. Strategisch geht es um Märkte und technologische Entwicklungen. Im Alltag geht es um ein einzelnes Kundenproblem oder um dringend benötigten Support von einem anderen Team.
Ist es da verwunderlich, wenn Entscheidungen im Alltag ohne Bezug zur Strategie getroffen werden? Wohl kaum.
Objectives sind deshalb so wirksam, weil sie die Strategie auf den Alltag herunterbrechen. Gut definierte Objectives bilden die Brücke in beiden Dimensionen; sowohl in der Flughöhe, als auch in der Dringlichkeit.
Einem Entwickler mag es bekannt sein, dass man die Stabilität der Software verbessern möchte. Aber Stabilität hat viele Ausprägungen und bietet viele Handlungsmöglichkeiten. Wenn aber die Objective lautet, eine lückenlose Testabdeckung sicherzustellen, sind die nächsten Schritte klar.
Objectives bringen langfristige Ambitionen näher an das Team, und sorgen für die Umsetzbarkeit. Sie sind die Brücke zwischen Strategie und Alltag.
Die Strategie selbst ist zu weit weg für den Alltag. Doch setzt man erreichbare Objectives mit Blick auf die Strategie, lassen sich Prioritäten im Tagesgeschäft daran ausrichten. Es wird konkreter, es wird praktischer, und es wird umsetzbarer.
Die täglichen Aufgaben sind dadurch keine gewöhnlichen Todos mehr, sondern nachvollziehbare Schritte in Richtung der nun gut kommunizierten Strategie. Tagesgeschäft und langfristige Entwicklung sind nicht mehr entkoppelt, sondern greifen nahtlos ineinander.
Und mehr noch. Viele Tätigkeiten, die vorher Zeit gebunden haben, werden im neuen Licht der Objective überflüssig. Wollen wir das Kundenproblem wirklich lösen, oder bewegen wir uns gerade in einen anderen Markt? Müssen wir noch um den Support vom anderen Team kämpfen, oder ist das gar nicht mehr unsere Baustelle?
So wird noch zusätzliche Kapazität frei, die in Richtung des klar gesetzten Fokus eingesetzt werden kann. Die Kräfte des Teams werden auf das Wesentliche gebündelt.
Gibt es etwas wirksameres als gut definierte Objectives? Wer seine Strategie effizient umsetzen möchte - ohne große Teile der Kapazität in Nebenthemen zu verbrennen - kann auf die Brücke zwischen Strategie und Alltag nicht verzichten.
We are kept from our goal not by obstacles but by a clear path to a lesser goal.
— Robert Brault
